BildAls der erste Teil 2009 in die Kinos kam wurde ein Teil Kinogeschichte in Punkto Humor geschrieben. Der Film war krass, bombastisch, überladen, ziemlich eklig und – natürlich – überdimensional lustig. Auch der Nachfolger war phänomenal und setzte dem Erfolg des ersten Films noch einmal die Krone auf. Dabei ist das Hauptkonzept der Filmreihe überraschend einfach und konsistent: Vier Freunde begeben sich auf Junggesellenabschiede (Im ersten Teil nach Las Vegas, im zweiten Film nach Bangkok), trinken viel, nehmen (ungeahnt) Drogen und wachen nach einer legendären Nacht ohne jegliche Erinnerungen in einem total verwüsteten Hotelzimmer auf. Der größte Teil der Filme widmet sich der Rekonstruktion der nächtlichen Ereignisse und der Findung des Bräutigams, der entweder irgendwo vergessen oder sogar vom Gegenspieler Chow und seiner Bande entführt wurde. Je mehr die Truppe herausfindet, umso klarer werden die obskuren und grotesken Geschehnisse der durchzechten Nacht.

Jetzt, vier Jahre später, läuft der letzte Teil dieser Nichts-Zu-Verlieren-Trilogie in den Kinos. Die Erwartungen an diesen Film waren hoch und jeder begeisterte Kinogänger wird sich ein noch bombastischeres Spektakel erhofft haben, welches die beiden anderen Filme wie eine Dauerschleife von „Wetten, dass“ aussehen lässt. Jedoch lässt der dritte Film den Kater im Körbchen – es gibt keine Party, keinen Junggesellenabschied und auch kein Saufgelage. Stattdessen dreht der Humor ins abgründig ekelhafte ab. Schon in den ersten 15 Minuten wird eine Giraffe enthauptet und auch sonst überrascht „Hangover III“ eher mit abscheulichen Szenen, als mit guten Gags. Auch folgt man dieses Mal nicht der Reise in die verlorenen Erinnerungen der Personen, sondern einem tatsächlichen Roadtrip nach Arizona, wo Alan nach einer Intervention seiner Freunde und Familie eine Therapie machen soll. Natürlich geht alles schief und sie werden in eine verwirrende Fehde zwischen zwei Gangstern gezogen. Leider ist die Geschichte unglaubwürdig und ohne roten Faden. An die Stelle des altbekannten Hangover-Musters tritt ein nerviges Katz-und-Mausspiel, bei dem die eigentlichen Mitglieder des „Wolfsrudels“ in den Hintergrund gelangen. Es scheint so, als sei der letzte Teil der Trilogie ein Egotrip der Charaktere Alan und Mr Chow, die den Großteil der Filmzeit zu sehen sind und auf die auch der Löwenanteil der Witze gelegt wurde. Leider geht diese Rechnung nicht auf. Alan, der bärtige Kindsmann, der durch eine Mischung aus Dummheit und Arroganz in den ersten zwei Filmen glänzte, wird zum Dreh- und Angelpunkt des Films und verwandelt sich schnell zur Nervensäge. Es scheint fast so, als würde man sich in einer alten Comedy-Show der 1950er befinden, bei der hinter jedem Witz eine kleine Musiktruppe ‚Badadumtss‘ macht, damit der Zuschauer auch versteht, dass das jetzt der witzige Part war. Doch die Lacher bleiben aus. Joke an Joke wird über Alan durchexerziert, doch ohne seine drei Freunde als Gegenpart wirkt seine Egoshow eher psychopatisch, als lustig. Davon abgesehen überschreitet auch der Charakter Mr Chow die Grenzen des guten Geschmacks. Geschichtlich präsenter als der Rest des „Rudels“ liefert er eine Freakshow en Gros ab und isst Hundefutter aus Näpfen und schnuppert anderen am Hintern. Und auch sein berühmter Satz „It’s so funny because he is fat“, mit dem er im ersten Film die Zuschauer zum Brüllen brachte, wird mit „it’s so funny because he is Jewish“ in den Sand gesetzt. Allgemein überzeugt „Hangover III“ weder auf humoristischer Seite, als auch auf geschichtlicher Seite. Der Film wirkt lieblos und undurchdacht und auch die Abkehr vom Erfolgskonzept der Trilogie ist unverständlich und enttäuschend. Der Film versackt in niveauloser Tiefe und hinterlässt beim Zuschauer die Katerstimmung, die „Hangover III“ so dringend gebraucht hätte.

Wertung: ✭✭