BildAm Donnerstag ging die achte Staffel von „Germany’s Next Topmodel 2013“ zu Ende. Zum achten Mal verkündete Heidi Klum vor versammelter Mannschaft, dass „nur eine Germany’s Next Topmodel“ werden kann und dass „uns heute noch drei Mädchen verlassen müssen“. Gewonnen hat letztendlich Lovelyn, 16, aus Hamburg, weil sie immer Spaß hatte und so viel mit ihrem Popo vor der Kamera gewackelt hat, dass man sie schließlich „Baby Beyonce“ taufte. Die diesjährige Staffel lief ganz unter dem Credo „Closer Than Ever“, was sich darauf beschränkte, dass Heidi nun ihre Mädchen persönlich aus der Klasse in den Strudel der Selbstaufgabe hineinzog. Auch stand 2013 jede Folge unter einem anderen Motto: Sexy Edition, Video Edition, Haute Couture Edition, etc. Jedoch sind diese Unterscheidungen hinfällig, da „den Mädchen“ jede Woche auf’s neue eingebläut wurde, sexy zu sein. Der Kunde möchte sexy Mädchen. Bei dem Walk musst du besonders sexy sein. Tanz mal sexy. Mach mal den Thomas jetzt so richtig sexy an. Sexy sein fällt dir mit deinen 15 Jahren noch etwas schwer – Du bekommst deshalb leider heute kein Foto.

Und warum das alles? Weil der Kunde es so will. Der Kunde, oder auch in anderen Metiers der Freier genannt, sehnt sich nach jungen, leichtbekleideten Dingern, die alles mit sich machen lassen und, wenn sie so etwas wie Selbstbestimmung oder Schamgefühl an den Tag legen, im deutschen Fernsehen öffentlich zur Schau gestellt und abgemahnt werden. Eine Frau muss sexy sein, den Mund halten und all das ohne Widerworte machen, was ein ominöser Kunde verlangt – das ist die Message, die jungen Frauen zur besten Sendezeit vermittelt wird. Nur, wer sich nackter macht als alle anderen, nur, wer bis zur kompletten Selbstaufgabe Aufgaben befolgt, die nicht nur jenseits des guten Geschmacks sind, sondern auch an den Rand des Sadismus reichen, nur der ist etwas wert. Natürlichkeit, eigne Meinungen, Allgemeinwissen, Mitgefühl, Nächstenliebe, Nachsicht, Toleranz – all das sind Werte, die in Sendungen wie „Germany’s Next Topmodel“ ganz offen und eindeutig negiert und abgelehnt werden. Es wird eine Gesellschaft generiert, in der Ellenbogen-raus und jeder-ist-sich-selbst-am-nächsten zum unangefochtenem Credo werden und wo Menschen nur schön sind, wenn sie von einem Individuum zur Massenkompatibilität geschustert werden, zu einem wandelnden Werbeplakat. Und zu diesem Zweck wurde auch in diesem Jahr in einem kurzen Glitzerbody kräftig mit den Pobacken gewackelt und dabei immer betont, unglaublichen Spaß zu haben.

Highlight der Show war neben Psys mehr als ironischer Musikeinlage natürlich der Auftritt zweier Femen-Aktivistinnen, die sich barbusig und mit „Heidi Horror Picture Show“ auf den Leibern geschrieben auf die Bühne schmissen. Jedoch passen unkoordinierte, nackte Körper nicht ins Konzept einer Sendung, die sonst nur auf solche setzt und diese als schön idealisiert. „Ich glaub ich hab gerade Busen gesehen“ rief Heidi ganz geschockt nachdem die Femen-Aktivistinnen von der Bühne gerissen wurden. Dass die selbe Heidi noch drei Folgen zuvor die Viertplatzierte Sabrina und die Drittplatzierte Luise beide zu Nacktshootings drängte und das auch noch als „unglaublich ästhetisch“ auf großen Bildschirmen zeigte, ist vergessen. Warum also der Schock über andere nackte Frauenkörper? Wahrscheinlich, weil Femen-Frauen ihre Körper nicht sexy zur Schau stellen, oder, weil sie zu viel eigene Meinung haben.